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Ich, die Nadine

Hmm.. Sieht wohl so aus, als wäre dies der Vorstellungsteil, der Teil der Offenbarung, wo man erklärt warum man wie und wo lebt… Oder eher gesagt, wie ich lebe und warum ich mir dazu gerade ein islamisches Land ausgesucht habe, und hier so tue, was ich tue... Also, Freunde und Familie nennen mich Nadine, ich bin jetzt mittlerweile schon ganze 32 Jahre gross gewachsen, stamme aus einem kleinen Dorf in Nordrhein-Westfalen und lebe seit ca. 12 Jahren im Ausland, einige davon jetzt schon längere Zeit in Marokko, erst in Marrakeschs alter Medina für 2 Jahre, danach in der kleinen süßen Hafenstadt Essaouira am Meer für 1 Jahr und mittlerweile hat es mir die Ruhe der Berge im Atlasgebiet angetan. Ein wirkliches Paradies für alle die gerne wandern und die Natur und Nähe zu Tieren lieben und bevorzugen. Ich würde sagen mein Paradies!

Und jaahh, jetzt fragst du dich bestimmt was die Nadine so weit von zuhause weg getrieben hat und von was sie denn eigentlich lebt?

Also Meine Eltern waren damals schon immer 2-3 Mal im Jahr mit uns Kindern auf Reisen, meistens nach Italien zum Gardasee, Mallorca, Tunesien oder Österreich. Zwar anders als ich es heute machen würde, eher in so 24 Stunden Kinderanimations Clubs mit Bocciaspielen, Tennisturnieren und abendlichen Karaokeshows, um auch mal endlich Ruhe vor uns zu haben und sich am Pool zu sonnen . Aber ich hab damals schon immer Rotz und Wasser geheult wenn es hieß, es ginge so langsam wieder heimwärts. Ich wollte nie weg aus der Ferne.

Als ich 18 wurde, verließ ich dann unser kleines Dorf, mit ganzen 27 Häusern, ging in die Türkei, an den Strand, mit all den Nachtclubs und der neuen Freiheit die ich bis dahin noch nicht so kannte- Dies war damit dann mein erster exotischer Kontakt zu einer Welt, die total anders war als ich sie bis jetzt erlebt hatte und dazu noch so weit weg von zuhause. Eine Welt mit so ganz anderen Sichtweisen im Bezug aufs Leben, Religion und Kultur und das direkt neben Strandparties, Alkohol und ersten wilden Freundschaften, mit Engel und Teufel..Eine Welt mit einer extremen Doppelmoral …. Die erste richtige große Liebe mit dem hübschen Strandbarman ließ sich nicht verhindern, danach ein kläglich schluchzendes gebrochenes Herz und die Erfahrung mit nicht bezahlenden, schleimigen und immer alles besserwissenden Chefs, so eine Art von ´die Welt gehört mir-Typ´. Aber da musste ich wohl durch :-) Und damit es jetzt nicht so rüber kommt als wäre das Nadinchen so einfach von zuhause ausgerissen und hätte sich in der Türkei ein Länzchen gemacht, NEIN, ich habe dort dann wirklich noch mein Studium im Bereich internationale Übersetzungen abgeschlossen, bekam dann meinen ersten richtigen, dazu gut bezahlten Job, im Ausland und ging mal eben so… mit dem amerikanischem Militär nach Afghanistan und in den Irak… Da war ich dann 21…. (Ja, es war verrückt, auf jeden Fall, missen möchte ich es aber trotzdem nicht,eine Erfahrung fürs Leben pur...).

Bis heute arbeitete ich dann als Übersetzerin, freie Journalistin und unterrichtete Deutsch als zweite Fremdsprache. Aber um ehrlich zu sein, übersetze ich nur noch zum Teil und habe meine Vorliebe im Bereich Tourismus entdeckt. Es ist doch viel schöner nette Gäste von jedem Fleckchen der Welt aus Zuhause zu begrüßen und denen das richtige Leben in Marokko zu zeigen, durch die Berge zu wandern,auf Maultieren zu reiten, den Toubkal zusammen zu beklettern und sich seine gegenseitigen Abenteuer zu erzählen… Ist doch viel schöner als im Büro zu sitzen oder in Kriegsgebieten herum zu marschieren, oder was meinst du ?! Mein Leben bei den Berbern, (Berber ist eigentlich eine Art Beleidigung, ich sollte lieber Amazigh sagen) im Atlasgebierge in Marokko ist nun mein endgültiges Zuhause, mein Friedensstützpunkt, der Platz wo ich, ich selber sein kann ohne von anderen danach beurteilt zu werden was ich trage oder wieso ich dick oder dünn bin. Hier ist mein Zuhause wo die Menschen noch richtig leben, nett, hilfsbereit und sie selber sind. Mein Zuhause halt. Wo man noch mit den Tieren im Erdgeschoss zusammen lebt, sich gegenseitig unterstützt und kein böses Gerede vom Nachbarn erwarten muss…. Nun ja, getratscht wird immer, ja, auch hier, aber anders…

Und klar, Marokko ist auch nicht aus Gold gemacht. Wie jedes andere Land auch, hat es seine dunklen, besser nicht zu begehenden Seiten und ich muss sagen das ich meine ersten 3 Jahre in diesem Land nicht nur zu den schönsten zählen kann. In Marrakesch lebte ich ebenfalls mit den Einheimischen Mauer an Mauer, sah was hinter den touristischen Fassaden wirklich los ist, die Habgier immer mehr haben zu wollen, die Doppelmoral zwischen Religion und Moderne, das Aussaugen der Touristen die ja eigentlich nur kommen um das Land zu erleben, eine schöne Zeit haben wollen, sehr respektvoll mit den Menschen umgehen und sich etliches für diesen tollen Urlaub zusammen gespart haben..Dazu dann noch das ständige angemacht werden von vielen jungen Marokkanern, eine falsche Liebe vorgespielt bekommen nur um nach Europa zu gehen oder um irgendwelche Materialien zu ergattern- Einfach ekelhaft… Irgendwann konnte ich dieses verlogene nicht mehr ertragen und gab mein kleines Gasthaus und Hostel ab und entschloss mich an die Küste zu ziehen. Nach Essaouira,in die hübsche kleine Hafenstadt am Meer, mit ihren kleinen Gassen und den langen, endlosen Stränden… Mal was ganz anderes erleben, wieder Gäste empfangen, am Strand spazieren gehen, den Möwen beim Futter ergaunern zuschauen und sich einfach nur frei fühlen…

Aber auch hier war alles nicht so rosig wie es schien, viel zu touristisch und kommerziell, wie immer ging es nur wieder ums Geld, zwischen den Marokkanern und auch den Europäern.. Wirklich schade….In beiden Teilen, also Marrakesch und Essaouira erlebte ich alle Höhen und Tiefen die man sich nur so vorstellen kann, sah alle positiven und negativen Eigenschaften der marokkanischen Kultur was mich, wie ich wirklich sagen kann, sagenhaft viel lehrte, und mein Leben zum besseren veränderte. Ich erkannte die Möglichkeit, endlich zu verstehen wie ich mein doch so kurzes Leben am besten in Ruhe und stressfrei geniessen kann, wie ich mit mir selber ins reine komme und natürlich auch mit anderen. All so Dinge über die ich vorher nie nachdachte, schossen mir aufeinmal durch den Kopf. Beide Städte brachten mir bei, dass man wirklich nicht viel im Leben braucht um glücklich zu sein, dass ein Leben ohne viel materielles viel leichter zu bewältigen ist, ich lernte die Bedeutung und das zu schätzen wissen von guten und schlechten Freundschaften, gewann tolle neue Weggefährten und auch welche die man wirklich nicht an seiner Seite benötigt. Ich traf Menschen von überall her, dick, dünn, klein, groß, naiv, schlau und sehr interessant…. Die meisten von Ihnen waren wirklich tolle, neugierige Reisende mit denen ich meinen Beruf im Tourismus noch mehr genoss.... Aber war ich denn nach Marokko gekommen um mich gestresst zu fühlen? Nein, ganz und garnicht! Deshalb ging ich auch 2 Mal wieder zurück nach Deutschland um aber auch nur nach 2-3 Monaten feststellen zu müssen, dass Marokko doch jetzt wirklich mein Zuhause war, ich vermisste mein freies Leben, meine Freunde und auch das chaotische :-) Ein Leben in Deutschland mit einem vollem Briefkasten, dem 8 Stunden Job und der, im Gegensatz zu Marokko, extremen sozialen Isolierung, kam überhaupt nicht mehr in Frage...Klar, gib es in good old Germany natürlich auch Vorteile und Sicherheiten die ich in Marokko nicht habe, wie z.B. eine Krankenversicherung oder sogar einen Sozialstaat der mich im schlimmsten Fall auffängt. Aber wenn man so lange in einem Land gelebt hat, wo man tun und machen konnte was man wollte, wo einem keiner gesagt hat wann man aufstehen sollte, wie man sich kleidet oder zu arbeiten hat, dann ist es wirklich schwierig sich wieder umzustellen :-) Also ich muss mich auch jetzt, wenn ich mal zu Besuch in Bremen bin, die ersten 2 Wochen integrieren :-)))

Hier in Imlil, dem letzten befahrbaren Dorf unterm Berg Giganten Toubkal, klein, süß, ruhig und sehr spirituell, mit glücklichen Menschen und zufriedenen Vierbeinern… Ja hier arbeite ich zusammen mit Freunden an neuen Hilfsprojekten die warme Winterkleidung hoch in die Dörfer des Berges bringt,wir versuchen die Kinderdorforganisation mit Materialspenden zu unterstützen, fotografieren Straßenkatzen, schreiben über tolle, einzigartige Persönlichkeiten, teilen unser Leben mit der Natur, den tollen Menschen und den Tieren, führen Wanderungen durch den Atlas, organisieren das Lernen der Berber Sprache, leiten Kochkurse und was wirklich mit am schönsten ist, wir geben anderen die Möglichkeit direkt mit den Berbern zu leben, ihre Kultur, Sprache und Tradition kennenzulernen und um es kurz zu machen, hier fand ich wirklich mein Paradies- Und erst vor kurzem entschlossen wir uns dann, From Bremen to Marokko mal so richtig anzufangen, interessierte Gäste zu uns einzuladen um dieses tolle Land mal auf anderen ´Pfaden´ zu erleben!

Und wenn du mich, die Berber und unsere Maultiere mal besuchen möchtest, dann schreib mir einfach! Hier oder auf Facebook.

Komm zu mir nach Hause, nimm an unseren Projekten teil, lass uns wandern gehen, zusammen kochen, quatschen und einfach das Leben in den Bergen zusammen genießen !

Lieben Gruß aus Marokko, Deine Nadine

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